Jahreshauptversammlung des BUND-Naturschutz Kreisgruppe Dillingen und Vortrag „Gemeine Bachmuschel“
Der stellv. Vorsitzende Thomas Hefele freute sich, zahlreiche Mitglieder und Gäste im Chili begrüßen zu dürfen. Die 1. Vorsitzende Heidi Terpoorten konnte krankheitsbedingt leider nicht teilnehmen. Sie ließ alle Anwesenden herzlich grüßen. Anschließend folgte der Tätigkeitsbericht des letzten Jahres.
Wie in jedem Jahr stand im März/April die Amphibienschutzmaßnahme im Vordergrund. Vier Streckenabschnitte werden von der BN-Kreisgruppe Dillingen betreut. Viele ehrenamtlichen Helfer*innen kontrollieren zwei Mal täglich die Eimer und tragen die gefunden Tiere über die Straße, damit sie sicher zu ihren Laichgewässern gelangen. In den letzten Jahren beobachten wir einen rapiden Rückgang bei den Amphibien. Bei einem Vor-Ort-Termin mit einem Vertreter der Regierung von Schwaben H. Felix Vogt-Pokrant im Mai letzten Jahres wurden die möglichen Ursachen diskutiert.
Der Arbeitskreis „Eulen“ installierte zwei Eulen-Live-Stream Cameras. Dadurch konnten viele Interessierte ein Eulenpaar beim Brüten, Schlüpfen der Jungen, deren Aufzucht sowie die ersten Flugversuche verfolgen. Auch dieses Jahr ist unsere Live-Cam aktiv, unter folgendem Link https://livecam-pro.com/dillingen-donau-schleiereulen-nistplatz.html können die Tiere beobachtet werden. Das Engagement des Arbeitskreises wurde 2022 mit dem Bayerischen Biodiversitätspreis „Natur Vielfalt Bayern“ Motto „Tiere der Nacht – Nachtleben der Natur“ mit dem 3. Platz belohnt, der mit 1000 € dotiert war.
Das Herzensprojekt von Marion Widmann sind die Streuwiesen im Donauried. Sie betreut eine Gesamtpflegefläche von 13,5 ha (davon 2,6 ha Handarbeit). Die Frühjahrswitterung 2022 mit spätem Forst und langer Trockenheit führte im Hoppen zu einer Blütenarmut über das ganze Jahr. Auf anderen Flächen war der Einfluss der extremen Witterungsverhältnisse geringer. Auf der Iriswiese gab es 2022 sogar besonders viele Orchideenblüten. Auf einer E-Beetle-Ansaatfläche von 2019 konnte trotz Trockenheit die weitere Ausbreitung von Teufelsabbiß, Prachtnelke, Heilziest, Wiesenknopf u.a. beobachtet werden.
Auch Streuobstwiesen im Landkreis Dillingen werden vom BUND-Naturschutz betreut. „Die Arbeiten beginnen im Frühjahr mit dem Baumschnitt und enden im Herbst mit der Apfelernte – köstlicher Bioapfelsaft ist der Lohn“, so Thomas Kraus, 1. Vorsitzender der OG Holzheim.
Mit Infostände bei der Landkreisausstellung „WIR“, beim Dillikat im Taxispark und auf den Weihnachtsmärkten in Gundelfingen und Mörslingen konnten wir unsere Themen einer breiten Öffentlichkeit nahebringen.
Thomas Hefele bedankte sich herzlich bei Dieter Leippert, Referent für Artenschutz und Eingriffsplanung der BN-Kreisgruppe Dillingen, der für die Abgabe der Stellungnahmen federführend ist.
Den Kassenbericht stellte Marion Widmann (Schatzmeisterin) vor, die Kassenprüferin Bettina Stoll bestätigte die Richtigkeit der Kasse, anschließend wurde der Antrag auf Entlastung der Vorstandschaft gestellt, die durch die Mitglieder erteilt wurde.
Im Anschluss referiert die Biologin Carolin Stoll über die heimische Muschelart "Gemeine Bachmuschel".
„Bachmuscheln waren früher in fast allen Fließgewässern sesshaft, mittlerweile ist die Art vom Aussterben bedroht“ eröffnete Carolin Stoll aus Wittislingen ihren Vortrag. Im Landkreis Dillingen gibt es noch ein Schwerpunktvorkommen dieser Art z.B. im Brunnenbach, Klosterbach, Nebelbach und auch in der Glött. Die Muschel stellt einen hohen Anspruch an die Wasserqualität und eine komplizierte Fortpflanzungsweise machen sie besonders empfindlich gegenüber Umweltveränderungen.
Das Alter einer Bachmuschel wird an Wachstumsringen gemessen, sie kann 20 – 30 Jahre alt werden. Ausgewachsene Tiere werden 4 – 10 cm groß. Sie ernähren sich durch einsaugen von Wasser das mit organischen Partikeln angereichert ist und scheiden das Wasser gefiltert wieder aus. Dadurch werden drei bis vier Liter Wasser pro Stunde filtriert. Bei Vorkommen von tausenden Muscheln kann sich jeder den enormen Wert für das Gewässer vorstellen.
Die größten Gefährdungspotentiale für die Bachmuschel sind neben Fressfeinden wie der Bisamratte vor allem Nährstoff- und Sedimenteinträge aus dem Umland und über Drainagen. Außerdem wurden in den letzten Jahrzehnten viele Bachläufe begradigt, was zur Folge hatte, dass viele Gewässer sehr strukturarm sind und keine Breiten- und Tiefenvarianz mehr aufweisen. Mit großem Gerät wurden die Bachläufe meist zu breit ausgeräumt, so dass sie jetzt, ohne schmales Niedrigwassergerinne, in niederschlagsarmen Zeiten aufgrund der geringen Strömung oft komplett verschlammen. Diese Eingriffe, die bayernweit auch viele Bachmuschelbestände ausgelöscht haben, gehören nun, bei den meisten Kommunen, der Vergangenheit an. „Lässt man den Gewässern genügend Platz kann sich ohne Eingriffe und mit etwas Zeit von selbst wieder ein naturnaher Gewässerlauf entwickeln“, erklärt Carolin Stoll, „ganz wichtig dabei ist die Duldung bzw. Förderung von im Uferbereich wachsenden Gehölzen, wie der Schwarzerle, die durch ihre ins Wasser reichenden Wurzeln optimale Strukturen für Bachmuscheln und ihre Wirtsfische schafft und das Gewässer beschattet und kühlt. Dadurch wird das Algenwachstum unterbunden und der damit einhergehende Sauerstoffmangel.“
Anhand von Schalenexponaten gab die Biologin am Ende des Vortrags Tipps zur Unterscheidung von anderen heimischen Großmuschelarten. Die Zuhörer dankten der Referentin mit großem Applaus für die interessanten Einblicke in das Reich der „Gemeinen Bachmuschel