Vögel füttern – Liebhaberei oder Artenschutz?
Während Spatzen, Meisen und Amseln am Futterhäuschen wie im Paradies leben, haben andere Vogelarten kaum etwas davon. Die Arten, die ans Futterhaus kommen, sind bis auf sehr wenige Ausnahmen nicht gefährdet. Seltene und bedrohte Arten, wie Rebhuhn oder Grauammer, kommen dagegen kaum an die Futterstelle. „Eine Winterfütterung leistet nur einen sehr geringen Artenschutzbeitrag. Viel wichtiger für den Schutz unserer Gartenvögel sind dichte Hecken, Streuobst, naturnahe Stauden und Kräuter“, erklärt Heidi Terpoorten, 1. Vorsitzende des BUND Naturschutz der Kreisgruppe Dillingen.
Nur Füttern hilft zu wenig
Die Fütterung verschafft häufigen und an den Menschen angepasste Arten einen Konkurrenzvorteil, der sich auf Größe und Verteilung der saisonalen Tierpopulationen und Vogelgemeinschaften auswirken kann. Laut einer britischen Studie hat sich zwar die Artenanzahl durch die zunehmende Futtervielfalt der Futtermittelindustrie in den Gärten erhöht, aber national betrachtet, ist sie gleichgeblieben. „Nur Füttern hilft zu wenig. Man fördert damit lokale Tierpopulationen, aber nicht unsere überlebenswichtige Biodiversität“, begründet Frau Terpoorten. Echter Vogelschutz ist der Erhalt strukturreicher Landschaften und der Schutz natürlicher Lebensräume.
Naturerlebnisse machen glücklich
Verkehrt ist die Vogelfütterung trotzdem nicht. Futterstellen bieten eine gute Gelegenheit, Vögel aus der Nähe zu beobachten und spannende Naturerlebnisse zu erfahren. Die Daten aus einer Untersuchung der katholischen Universität Eichstätt zeigen, dass Vogelbeobachtungen glücklich machen. Deshalb ist gegen ein sachgemäßes Füttern im Winter nichts einzuwenden. Der BN bittet alle begeisterten Vogelfreunde die Futterstellen im Garten sauber zu halten und verschmutztes Futter zu entsorgen. Frisches Wasser sollte das ganze Jahr angeboten werden. Wer zum Beobachten, Wildtiere lieber ohne Köder in seinen Garten locken möchte, findet auf den Seiten des BN viele Tipps. Öko-Tipps für den Naturgarten | BUND Naturschutz (bund-naturschutz.de)
Jeder Gartenbesitzer kann schon auf kleinsten Flächen viel für den Vogelschutz leisten: Gartenstauden, Altgras oder Disteln sollten im Herbst stehen gelassen werden, da darin viele Insektenlarven überwintern – ein Leckerbissen für viele Vögel. An den Stauden sind immer wieder Körnerfresser wie Finken zu beobachten, wie sie an den Samenständen picken. Auch liegengelassenes Laub und Komposthaufen bieten Vögeln ein reichhaltiges Nahrungsangebot.
Echter Vogelschutz ist der Erhalt strukturreicher Landschaften und der Schutz natürlicher Lebensräume. Mit Ihrem Einkaufsverhalten können Sie Wirtschaftsformen unterstützen, die ein lebendiges Landschaftsmosaik fördern – anstatt ausgeräumter Agrarlandschaften der industriellen Landwirtschaft. Der Kauf von regionalen und biologisch angebauten Produkten hilft, strukturreiche Landschaften mit Lebensraum für viele verschiedene Vogelarten zu erhalten.
Futterqualität
Blickt man in die Einkaufskörbe der Gartenbesitzer, scheint es den Menschen ein großes Anliegen zu sein, die Vögel gut durch den Winter zu bringen. Mehr als 20 Millionen Euro geben wir jährlich für Vogelfutter aus. Doch häufig bleiben die Nüsse und Samen unberührt. Den BUND Naturschutz erreichen in den letzten Tagen viele Meldungen zu verschmähten Meisenknödeln. „Vögel sind wählerisch, solange sie durch das Wetter nicht gezwungen sind auf minderwertige Kost umzusteigen,“ erklärt die Vorsitzende. Bei Billig-Vogelfutter aus dem Discounter oder dem Baumarkt leidet häufig die Qualität. Sehr günstige Meisenknödel enthalten Abfallfette, Backbrösel und andere unverdauliche Füllstoffe.
Wer in seinem Garten viele Vögel beobachten will, muss auf eine gute Futterqualität setzen. Dabei gilt: Je vielfältiger das Futterangebot ist, desto mehr Vogelarten finden etwas Passendes. Besonders beliebt sind Sonnenblumenkerne, Hanf, Hirse, Mohn, Distelsamen, Fett-Kleie-Gemische, Haferflocken, frisches Obst, Rosinen und getrocknete Mehlwürmer.
Heidi Terpoorten appelliert für eine Alternative: „Der Kauf von regionalen und biologisch angebauten Produkten hilft, strukturreiche Landschaften als Lebensraum für viele verschiedene Vogelarten zu erhalten. Das ist sinnvoller als übermäßig Winterfutter zu erwerben.“
Für Rückfragen:
Heidi Terpoorten, 1. Vorsitzende Tel. 0171/5094726
Thomas Hefele, 2. Vorsitzender Tel. 0175/2073765
Petra Semet Geschäftsstelle Kreisgruppe Dillingen Tel. 09071/7066975
E-Mail: dillingen@bund-naturschutz.de