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Der Biber-Täuscher – Zwei Pilotprojekte im Landkreis Dillingen

Das Zusammenleben von Menschen und Bibern ist häufig angespannt. Der Biber schafft und erhält durch seine Bautätigkeit Biotope. Auch kann sein Bauverhalten zu Problemen mit Landwirten und Anwohnern führen. Besonders an technischen Bauwerken ist es wichtig, die Interessen des Menschen sowie der Umwelt und des Bibers in Einklang zu bringen. Daher plante und installierte die Kreisgruppe des BN in zwei Pilotprojekten Deutschlands erste „Biber-Täuscher“

Erster Biber-Täuscher Deutschlands in Hochstein, Bissingen

Um den für den Naturschutz zentralen Erhalt des Bibers in der Region zu fördern, konnte der BN in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bissingen eine innovative Alternative zum Abschuss erfolgreich ausprobieren. 

Im März 2023 wurde bekannt, dass ein Biber wiederholt ein Rückhaltebecken des Wildbachs in Hochstein überflutete. Das führte zu erhöhten Kosten für die Gemeinde, da regelmäßig der Abfluss des Beckens gereinigt werden musste, um für die volle Funktionsfähigkeit des Beckens zu sorgen. Das periodische Ablassen des Wassers für die Reinigung sorgte darüber hinaus für das Sterben wertvoller Arten. Deshalb sollte dieser Biber, als letztes Mittel, zum Abschuss freigegeben werden.  

Gemeinsam mit der Gemeinde konnte jedoch eine Idee aus den USA zum ersten Mal in Deutschland umgesetzt werden: Der Biber-Täuscher. 

Dieser nutzt das Wissen, das wir über das Bauverhalten von Bibern haben. Biber stauen Bäche und verstopfen Abflüsse, wenn sie in Sorge sind, dass der Wasserstand sinken und somit den Eingang zu ihrem Bau freilegen könnte. Dieser Stress setzt beim Wahrnehmen einer Strömung oder eines Strömungsgeräusches ein. 

Der Biber-Täuscher sorgt also dafür, dass die Wahrnehmung des abströmenden Wassers geschwächt wird und der Biber so nicht mehr zum Vestopfen des Abflusses gereizt wird. Dadurch kann eine, für Mensch und Biber akzeptable, Wassertiefe konstant gehalten werden. Für den richtigen Einsatz des Täuschers ist die Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten wichtig und erfordert spezifische Planung für jedes Objekt. 

Im März 2024 wurde gemäß der technischen Planung der BN-Kreisgruppe dieser erste Biber-Täuscher in Hochstein durch den BN mit Unterstützung von Mitarbeitern des Bauhofs installiert. Die Materialkosten wurden von der Gemeinde Bissingen getragen. Da nun der Wasserstand in Becken gleichbleibend ist, spart die Gemeinde seit 2024 die Reinigungskosten des Rückhaltebeckens und kann nebenbei das wertvolle Biotop, das das Rückhaltebecken darstellt, sowie den Biber schützen

Weitere Biber-Täuscher im Landkreis

Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs des ersten Biber-Täuschers wurde die Kreisgruppe gebeten, einen weiteren Biber-Täuscher in Bachhagel zu planen und zu installieren.

Durch einen Biberdamm am Zusammenlauf des Zwergbachs mit dem Riedgraben entstand ein wertvolles Feuchtbiotop, das einerseits unbedingt erhalten werden sollte. 

Andererseits wuchs der Damm durch den Strömungsstress des Bibers immer weiter, sodass schließlich ein Feldweg überschwemmt wurde. Das führte zu Beschwerden umliegender Landwirte und Anwohner.

Aus rechtlicher Perspektive, so wie aus Sicht des Naturschutzes, darf, wenn überhaupt, so wenig wie nur möglich an Biberdämmen manipuliert werden. Auch deshalb, weil das den Bauinstinkt des Bibers weiter reizen könnte. Daher wurde eine weitere Ausführung des Biber-Täuschers gemäß der technischen Planung der BN-Kreisgruppe installiert. 

Hier wurde durch ein Rohr im Damm der Wasserstand um 40 cm gesenkt. Die Wasserabnahme durch das Rohr wurde an die tiefste Stelle der Bäche gelegt und durch ein Gitter geschützt, was zur Stressreduktion für den Biber führte. Seit der Fertigstellung des Täuschers konnte dieser, für Mensch und Biber akzeptable, Wasserstand stabil gehalten werden. Diese Lösung bietet darüber hinaus die Möglichkeit weiterer Feinjustierungen des Wasserstands und schafft so eine Chance für das friedliche Zusammenleben von Mensch und Biber.